GESCHICHTE von HOHENWEILER

Die erste urkundliche Erwähnung von Hohenweiler erfolgte im Jahre 802 mit den Worten:

 

„… et in tercio loco, qui vocatur Hohinwilari…“

Damit ist Hohenweiler einer von jenen 3 Orten, die in dieser Urkunde genannt werden. Die betreffende Urkunde ist das älteste Schriftstück das sich auf österreichisches Staatsgebiet bezieht, älter noch als die „Ostarichi-Urkunde“ von 996. Sie ist in lateinischer Sprache verfasst und wird in der Schweiz in St. Gallen aufbewahrt.

 

I. Epoche 802 – 1586 / Stift St. Gallen (klösterliche Verwaltung)

Am Beginn unserer Siedlungs-Geschichte wurde „Hohinwilari“ von den Fürst-Äbten des Stiftes St. Gallen in der Schweiz verwaltet.

Die Grundherrn ließen, nach dem Vorbild der Benediktiner-Mönche, ihren Besitz als Kellhof be-wirtschaften. Die Leibeigenen wählten jedes Jahr aus ihrer Mitte einen „Keller“ der die Kommune zu verwalten hatte. Damals entsprach die Gemarkung des Kellhofes längst noch nicht den heutigen Gemeindegrenzen.

Im 13. Jahrhundert vergab das Stift den „Kellhof“, einschließlich der Leibeigenen, als Lehen an den „niederen Landadel“. Hohenweiler war viele Jahre ein Lehen der „Edlen von SCHÖNSTEIN“, bis das Geschlecht im Jahre 1483 mit Batt v. SCHÖNSTEIN ausgestorben war. Die v. SCHÖNSTEIN hatten sich sehr bemüht den Kellhof auf die Stufe einer eigenständigen Pfarrei zu heben, denn seit grauer Urzeit war „Hohinwilari“ stets eine Filiale der Pfarre Sigmarszell gewesen. Erst 1481, 2 Jahre vor der letzte v. SCHÖNSTEIN starb, wurde die Erlaubnis zur Gründung einer eigenen Pfarrei erteilt. Die Erlaubnis erteilten in St. Gallen Fürst-Abt Ulrich VIII. ROESCH von Wangen und in Konstanz Fürst-Bischof Otto IV. von SONNENBERG. Damit wurde in der Geschichte unseres Heimatortes eine neue Epoche eingeleitet.

 

II. Epoche 1481 – 1806 / Konstanz, Brixen, Innsbruck (kirchliche Verwaltung)

Für die Gründung einer Pfarrei musste nun die uralte St. Georgs-Kapelle zu einer Pfarrkirche ausgebaut werden. Das Mauerwerk des Turmes stammt noch aus jenen Tagen und ist bis heute unverändert erhalten geblieben. Die Bauarbeiten dauerten von 1481 bis 1513, dann konnten erstmals die neuen Glocken vom Kirchturm erschallen.

 

Damals versammelten sich angesehene Vertreter aus Kirche und Staat in der Pfarre St. „Jörgen an der Leiblach“ und erstellten die erste Bestandsaufnahme der neuen Pfarrei mit der Urkunde „Öffnung“.

Von 1513 bis 1586 erhielten die „Kellhof-Genossen“ ihre Anweisungen nun von zwei Obrigkeiten – einerseits dem Fürst-Abt in St. Gallen und andererseits dem Fürst-Bischof in Konstanz. Daher verkaufte 1586 das Stift St. Gallen neben vielen anderen Klostergütern, auch den Kellhof Hohenweiler an die freie Reichstadt Wangen. Damit ging nach 784 Jahren die klösterliche Verwaltung des Kellhofes zu Ende.

Bereits 1592 verkaufte die freie Reichsstadt Wangen den Kellhof Hohenweiler weiter an Hans Gaudenz v. RAITNAU, den Obristen der 4 Herrschaften vor dem Arlberg und damit wurde er fester Bestandteil der Habsburger Vorlande. Im gleichen Jahr wurde von den neuen Herrn die Leibeigenschaft aufgehoben und der Kellhof durch die Pfarre Hohenweiler „St. Georg“ ersetzt. Im Laufe der Zeit kamen weitere Ortsteile zur Pfarre Hohenweiler.

• Ried – Grundherrschaft Syrgenstein,
• Leutenhofen und Hub – Grundherrschaft Mehrerau
• Fesslers – Grundherrschaft Hohenems und
• Gwiggen – Grundherrschaft Lindau …

Damit war die Pfarrei nun fester Bestandteil des Schwurgerichts Hofrieden geworden und es begannen sich allmählich die 4 Stände des Habsburger Ständestaates zu etablieren:

• Adelsstand
• Geistlicher Stand
• Bürgerstand und
• Bauernstand

Diese Entwicklung fand mit dem 30-jährigen Krieg ein jähes Ende. Er tobte von 1618 – 1648 und entvölkerte ganze Landstriche, in der jungen Pfarrei soll damals fast ein Drittel der gesamten Bevölkerung umgekommen sein. Es dauerte 50 Jahre, bis sich das gesellschaftliche Leben langsam wieder normalisierte und damals im Jahre 1692 begannen dann auch die regelmäßigen Aufzeichnungen in den Matriken-Büchern der Pfarre Hohenweiler. Dafür sei an dieser Stelle allen örtlichen Seelsorgern, über die vielen Jahrhunderte hinweg, Dank und Anerkennung übermittelt.

In der Drei-Kaiser-Schlacht bei Austerlitz am 2. Dezember 1805 besiegte Napoleon die österreichischen und russischen Truppen. Damit ging das „Heilige römische Reich deutscher Nation“ zu Ende, Kaiser Franz II. musste am 6. August 1806 abdanken und Vorarlberg, einschließlich der Pfarre Hohenweiler, musste an Bayern abgetreten werden. Damit ging, nach 325 Jahren, die kirchliche Verwaltung der Pfarrei zu Ende.

 

III. Epoche 1806 – heute / Bregenz (politische Verwaltung)

Die neuen Herrn setzten sofort in allen Pfarreien Bürgermeister ein und übertrugen ihnen die politische Verwaltung der Gemeinden. 1806 wurde BANTEL Josef als erster Bürgermeister von Hohenweiler eingesetzt. Ihm folgten in ununterbrochener Reihenfolge die Bürgermeister bis zum heutigen Tag.

1814 änderten sich in Europa erneut die politischen Verhältnisse. Napoleon hatte die Schlacht bei Waterloo verloren und damit kehrte Vorarlberg wieder zurück in das Habsburger-Reich. Der Rückgabe-Vertrag wurde auf dem Wiener Kongress festgelegt.

1938 wurde Österreich, und damit auch Hohenweiler, durch den gewaltsamen Einmarsch deutscher Truppen, an das „Großdeutsche Reich“ angeschlossen. 7 Jahre später nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde Österreich, gemäß „Moskauer Deklaration“ von 1943, durch die Siegermächte als selbständiger Staat wieder hergestellt. Hohenweiler war bis 1955 französische Besatzungszone. Mit dem Staatsvertrag von 1955 erhielt Österreich wieder seine volle Souveränität und kehrte zurück in die europäische Völkerfamilie. Bei den Staatsvertrags-Verhandlungen hatte sich Österreich zur „immerwährenden Neutralität“ bekannt und am 26. Oktober 1955 wurde dieses Bekenntnis als Gesetz rechtskräftig. Seit 1995 gehört Österreich nun zur „Europäischen Union“.

 

Damit sind wir wieder in der Gegenwart, nach mehr als 1200 Jahren stürmischer Ortsgeschichte Hohenweiler.

Ing. Spieler Heinz
Gemeindearchiv Hohenweiler